(un)realistische randgruppe!?

„Die gamescom in Köln ist die weltweit größte Messe für Computer- und Videospiele, gemessen nach Ausstellungsfläche und Besucheranzahl. Zahlreiche Hersteller aus aller Welt präsentieren hier ihre neue Soft- und Hardware.“
https://de.wikipedia.org
„Die gamescom stellt die zentrale Plattform für die europäische Computer- und Videospielbranche dar und ist die weltweit größte Messe für interaktive Unterhaltung. Sie bringt Industrie, Handel und Medien zusammen und bietet einen optimalen Rahmen für den Aufbau und die Pflege von Geschäftsbeziehungen. Die räumliche Aufteilung in entertainment – und business area steht für ein Konzept, das Fach- und Privatbesucher gleichermaßen einbindet und anspricht.“
https://www.gamescom.de/

gamescom 2018 – so wie es sein soll, keine skandale aber dafür auch keine überraschungen. im bussinesbereich hofft der eine oder andere spielehersteller auf einen publisher, mitarbeiter/innen der branche nutzen die gelegenheit für persönliche treffen, der rest sind pressetermine. im entertainmentbereich kann man diverse titel anspielen, falls man die gezeigten szenen nicht schon in einem trailer oder dergleichen bestaunen konnte. viel lärm und ins real-life verpflanzter you-tube-blog-ähnlicher-content wird auf den bühnen und aus den boxen geboten. das konzert von „video games live“ auf der blizzard bühne kann kurzzeitig beeindrucken. ein komplettes orchester mit chor, nicht schlecht. die gespielten titel waren kaum länger als ein musikstück welches sich in der heavy-rotation eines popmusikradiosenders befindet. allerdings könnte man das auch als perfekte ausrichtung auf das publikum erkennen, dessen aufnahme- und interessensspanne sich dank des überflusses von informationsformaten, wie zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgende und logisch korrekt aneinandergereihte angezeigte bilder (auch bekannt als video) im internet, sich im eher einminütigen zeitbereich befinden dürfte. aber man ist ja auch nicht wegen der musik hier.

highlights waren der retro gaming bereich, nicht deswegen weil früher alles besser war, nein, einfach deswegen weil die alten konsolen und titel auf alten fernsehapparaten anspielbar waren. so etwas kann eben nicht digital emu- oder simuliert werden. multiplayer geht dort oft nur nebeneinander mit mehreren controllern direkt an einem gerät und monitor. perfekt also für solch eine veranstaltung. schön, dass die videospielanfänge auch beim spieler/innennachwuchs noch für so großen zuspruch sorgt. direkt daneben war auch die usk mit einem stand vertreten. gut zu wissen, das pong nie ein rating erfahren hat und deswegen erst ab 18 jahren erhältlich ist. dabei kann jedoch die moderatorin noch so motiviert und gut gelaunt sein – die informationsabgabe wirkt trotz des benachbarten retro gaming bereichs irgendwie wie der witz eines schuldirektors, welcher ansonsten das ganze jahr über nicht lacht. der publikumsandrang war auch bei den ständen von bundesministerien oder bundesprüfstellen eher dürftig. dabei wäre es ein so wichtiges thema, die jungend auf die gefahren im netz hin zu sensibilisieren, aber eben nicht ein sehr entertainment-haltiges. eventuell würde es helfen, wenn sich die genannten standmitarbeiter/innen stattdessen unter die besucher/innen der gamescom mischen und zufällig leuten nahetreten, ihnen die hand entschieden auf die schulter legen und ihnen ins ohr flüstern: „sag mir dein geburtsdatum und unterhosengröße“, um das eine oder andere erwachen bei den gutgläubigen nutzer/innen zu erreichen.

„sag mir dein geburtsdatum und unterhosengröße“
BPjM

gamescom 2018 – videospiel(fach)messe. fahren wir mit der liste von vorurteilen, welche gamer/innen angelastet werden, fort. menschenscheu sollen sie sein. widerlegt; dazu braucht man sich nur mal einen der vielen hallenübergänge anzuschauen. kontaktscheu? definitiv widerlegt; körperkontakt zwischen den präsentationsständen teilweise unausweichlich. ungeduldig? falls dies auch zu den vorurteilen gehören sollte… kann nicht sein, immerhin werden wartezeiten abseits von 120 minuten entspannt hingenommen, bis zur selbstverständlichkeit angenommen. lichtscheu? nun gut, für das ausgezeichnete heiße sommerwetter kann wohl niemand etwas – oder etwa wir alle…

videospiele fristen ein nischendasein? längst sind videospiele und deren verleger aus diesem hervorgetreten. in deutschland hat die videospielindustrie schon 2015 mehr umsatz als die musik- und filmindustrie zusammen erwirtschaftet [1] und die deutsche fußball-bundesliga ein jahr zuvor überholt. das wird auf der gamescom in köln auch ziemlich deutlich. da sind präsentationsprofis am werk. entertainment pur. riesige standflächen sind technisch und inhaltlich perfekt inszeniert. alles andere wäre auch ziemlich enttäuschend, immerhin sind die themenbezogene aufmachung und der erlebnisfaktor für die nutzer/innen das hauptgeschäft der ausstellerinnen.

weil wir gerade bei nische sind, astragon gmbh, welche unter anderem den landwirtschaftssimulator 2019 vertreibt, spielt (wortwitz am rande) immerhin betreffend standfläche in der selben liga wie thq nordic oder sega. natürlich darf ein riesiger traktor und eine bühne mit showprogramm nicht fehlen. da wird einem ja jede landwirtschaftliche fachschule neidisch.

im hallengeschoss wo sich hauptsächlich die verkaufsstände für szenetypische kleidung, spielzeug, wunderboxen und sonstigen merchandise befinden, ist die menschenmenge pro quadratmeter gefühlt am höchsten. shopping physisch zwischen gleichgesinnten und ohne ständig gefragt zu werden, eine bewertung über den soeben getätigten kauf abzugeben, dürfte noch seinen reiz besitzen.

da die e3 bereits im juni war, hat sie quasi das ankündigungsmonopol für neue titel. das wissen die veranstalter der gamescom natürlich und so ist und bleibt sie ein treffpunkt zum netzwerken für mitarbeiter/innen und medienvertreter/innen der branche. und natürlich zur bespaßung der kunden, ah spieler/innen.

„Jeder Tropfen hilft“ sagte die Ameise und pinkelte ins Wattenmeer.
plattdeutsches Sprichwort

buchempfehlung:
Gustave Le Bon: „Psychologie der Massen“

abbildungen:
titelbild: theia-games, 2018, köln
artikel: theia-games, 2018, köln

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